Gibt es den Leica-Look?

Jürgen Pagel

Gibt es den Leica-Look?

Der Begriff „Leica-Look“ ist ein regelrechter Mythos unter Fotografen – geliebt, diskutiert, manchmal auch belächelt. Ja, viele sagen: Den Leica-Look gibt es. Aber er ist kein rein technisches Phänomen, sondern ein Zusammenspiel aus Optik, Sensorcharakteristik, Farbwiedergabe – und einer gewissen Portion Subjektivität und Markenmystik.
 
📷 Was steckt hinter dem Leica-Look?
1. Mikrokontrast und Rendering
Leica-Objektive sind bekannt für einen sehr hohen Mikrokontrast – also die feine Durchzeichnung kleinster Details innerhalb von Strukturen. Dadurch wirken Bilder besonders plastisch, fast dreidimensional. Auch das Bokeh ist oft sehr cremig und gleichmäßig.

2. Farben und Tonalität
Leica-Sensoren, insbesondere in M- oder SL-Modellen, liefern eine spezielle Farbwiedergabe, die viele als „cremig“, „warm“ und „organisch“ bezeichnen – oft mit einem sehr harmonischen Übergang zwischen Lichtern und Schatten.

3. Objektivcharakter
Besonders die klassischen M-Objektive haben gewisse Abbildungsfehler, die fotografisch schön wirken: Vignettierung, ein weiches Bokeh, Fokusabfall zu den Rändern hin – alles sehr subtil dosiert.

4. Look durch Reduktion
Leica-Kameras reduzieren oft auf das Wesentliche – kein Autofokus, keine Overlays – was zu einer bewussteren Bildgestaltung führt. Das spielt auch eine Rolle im „Look“, weil die Bilder durchdachter komponiert sind.
 
🎨 Lässt sich der Leica-Look nachbilden?
Technisch: ja – vollständig: schwierig. Aber mit etwas Know-how kann man ihn sehr gut nachempfinden – auch z.B. mit einer Fujifilm X-T50, die durch ihre Filmsimulationen und hohe Bildqualität dafür eine ausgezeichnete Ausgangsbasis bietet.
 
🔧 Leica-Look mit der Fujifilm X-Serie – So kommst du nahe ran:
1. Verwende ein Objektiv mit Charakter
• Festbrennweite mit Offenblende (z.B. 35mm f/1.4 oder 56mm f/1.2).
• Manuelle Vintage-Linsen mit Adapter (z.B. Voigtländer, Zeiss, alte Canon FD oder Pentax SMC).
• Wichtig: cremiges Bokeh, weiche Schärfeübergänge.

2. Filmsimulationen und Einstellungen
Fuji bietet dir viele Werkzeuge, um an den Leica-Look ranzukommen:

Empfohlene Basis: CLASSIC CHROME oder Nostalgic Neg
CLASSIC CHROME ist sehr neutral, kontrastreich, mit gedämpften Farben – erinnert stark an Leica-M-Files.
Beispielhafte „Leica-Look“-Rezepte:
Filmsimulation: Classic Chrome
Highlight: -2
Shadow: +1
Color: -2
Sharpness: -2
Clarity: +1
Grain: Strong, Large
WB: Auto, Shift R+2, B-2
→ Diese Einstellungen erzeugen einen warmen, weichen Look mit weniger digitalen Artefakten und mehr „Filmfeeling“.

Alternative für mehr Pop:
Filmsimulation: Nostalgic Neg
Highlight: -2
Shadow: +2
Color: 0
Sharpness: -3
Clarity: +2
WB: Custom Shift R+3, B-1
Grain: Weak

3. Belichtung & Licht nutzen
Leica-Fotos wirken oft, weil sie natürliches Licht klug nutzen – kein HDR, kein Overprozessing. Belichte so, dass du Highlights behältst, und bearbeite sparsam.

4. Postproduktion (optional)
Wenn du RAW fotografierst:
• Verwende Presets mit filmischem Look (Kodachrome, Portra, etc.).
• Nutze Tools wie Dehaze und Klarheit sparsam.
• Simuliere leichte Vignettierung.
• Tonwertanpassung in Lichtern und Schatten für weiche Übergänge.
 
Fazit
✅ Ja, den Leica-Look gibt es – zumindest als Stil.
Und ✅ ja, du kannst ihn beispielsweise mit einer Fujifilm X-T5 oder einer X100VI gut nachbauen. Mit der richtigen Linse, gezieltem Einsatz der Filmsimulationen und einem Auge für Licht und Komposition kommst du sehr nah ran.
Bedenke jedoch: Viel wichtiger als der sog. Leica-Look ist DEIN eigener Stil und der kommt nicht über Nacht, sondern ist das Ergebnis von viele Fotos und ständigem Experimentieren.

©2025 Jürgen Pagel

Neunzehn58 Photographie

Filmrolle auf der Hand
von Jürgen Pagel 22. September 2025
Fotografie war für mich lange Zeit nicht nur Beruf, sondern auch Leidenschaft. Doch gerade merke ich: privat fotografiere ich kaum noch.
Sensorgröße
von Jürgen Pagel 21. August 2025
Natürlich gibt es Unterschiede zwischen APS-C, Vollformat und Co. – sie sind real. Aber ihre Relevanz im Alltag wird von Marketing und Forendiskussionen massiv aufgeblasen.
2 E-Scooter-Fahrer in der Stadt
von Jürgen Pagel 21. August 2025
Breaking News: Der neueste E-Scooter fährt jetzt ganze 2 km weiter! Perfekt für alle, die jeden Tag von Berlin nach Warschau pendeln …
Mehrere E-Scooter ebeninanderen
von Jürgen Pagel 14. August 2025
Der Markt für E-Scooter boomt. Ob für den täglichen Weg zur Arbeit, als platzsparender Stadtflitzer oder als Freizeitspaß – die Auswahl ist groß.
2 Jungs auf dem E-Scooter
von Jürgen Pagel 14. August 2025
Der Markt für E-Scooter erinnert stark an den für Kameras. Beide Branchen kämpfen um Aufmerksamkeit.
E-Scooter von oben
von Jürgen Pagel 11. August 2025
E-Scooter sind aus deutschen Innenstädten nicht mehr wegzudenken. Sie stehen für flexible, emissionsarme Mobilität, sorgen aber auch zunehmend für Schlagzeilen wegen steigender Unfallzahlen und gefährlicher Fahrweisen.
E-Scooter
von Jürgen Pagel 3. August 2025
Mit kleinem "Besteck" ausgerüstet - Fujifilm X100VI w/ Mistfilter - ging es auf Städtetour mit dem Segway Ninebot Max G3.
Fotograf bei der Arbeit
von Jürgen Pagel 27. Juli 2025
Nahezu jeder Fotograf durchläuft im Laufe seines fotografischen Lebens die im Nachfolgenden beschriebenen Phasen.
Schraubenschüssel
von Jürgen Pagel 27. Juli 2025
Für Fotografen, die gerne mit leichtem Gepäck unterwegs sind, stellt der E-Scooter für ein Arbeitsumfeld von ca. 30-40 km ein ideales Fortbewegungsmittel dar.
Rettungshubschrauber auf einer Wiese nach einem Unfall mit E-Scooter
von Jürgen Pagel 23. Juli 2025
Ja, ich weiß. Ein Fullface-Helm, ein Protector-Shirt und eine lange Hose mit Protektoren sehen komisch aus.
Weitere Beiträge