Benötigt man zur professionellen*) Fotografie eine teure Kamera?

Jürgen Pagel

Benötigt man zur professionellen*) Fotografie eine teure Kamera
(und ein teures Objektiv)?

*)„Professionell“ meint:
1. von einem Fachmann ausgeführt, auf fachmännische Art
2. kommerziell, das heißt gegen Bezahlung; hierbei ist ausdrücklich keine Aussage über die Qualität gemeint

Kurz: Nein. Aber es gibt Grenzen, die du kennen solltest.

Was nicht stimmt:
Dass „professionell“ automatisch teures Equipment bedeutet. Viele Jobs (Reportage, Social Media Content, Events, Portraits bei gutem Licht) kannst du mit Mittelklasse-Kameras oder sogar modernen Smartphones sauber abliefern.
Selbst ältere Modelle aus den frühen 2000er Jahren liefern bei guten Lichtverhältnissen, welche du zum großen Teil selbst in der Hand hast, eine hervorragende Bildqualität.

„Alte“ Objektive sind schlecht:
Auch das ist generell so nicht zu vertreten. Es gibt viele sogenannter Altgläser, die eine hervorragende Abbildungsleistung zeigen. Eine hohe Randschärfe ist bei beabsichtigter Freistellung eines Motivs mit Offenblende vollkommen irrelevant. Selbst die Schärfeleistung wird heutzutage oftmals relativiert. Ausnahme sind hier Aufträge im Bereich der Produkt- oder Architekturfotografie, wo auf gute Abbildungsleistungen wert gelegt wird. Ansonsten kann eine gewisse Unschärfe – sofern sie nicht durch einen Fehlfokus oder durch Verwackelung zu Stande kommt – den eigentlichen Reiz eines Bildes ausmachen.

Was stimmt:
Sobald du kontrollierbares, reproduzierbares, technisch sauberes Material brauchst – besonders bei schwierigem Licht, schnellen Motiven oder großen Druckformaten – dann kommst du an einer besseren Kamera + gutem Objektiv kaum vorbei. Nicht wegen dem „Prestige“, sondern wegen der Physik.

Konkrete Punkte:
  • Sensorgröße und Rauschen: APS-C oder Vollformat liefern sauberere Dateien bei ISO 1600+, höhere Dynamik, bessere Farbtiefe. Smartphones brechen da technisch ein.
  • Autofokus & Serienbild: Für Sport, Tiere, Hochzeiten mit schlechten Lichtverhältnissen brauchst du präzisen, schnellen AF. Das können günstige Bodys oft nicht zuverlässig genug.
  • Objektivqualität: Das Objektiv ist wichtiger als der Body. Ein gutes 35/1.8 oder 85/1.8 ist meist völlig ausreichend. Du brauchst keine 3.000 € teure Linsen.
  • Low Light / Studio: RAW-Reserve für Nachbearbeitung, Farbstabilität, Blitz-Integration, zuverlässige Bedienung – hier trennt sich billig von brauchbar.
  • Auch sogenannte Kit-Objektive müssen nicht zwangsläufig schlecht sein. Allerdings liegt deren Sweatspot meist um f/5.6, was für eine Freistellung (Ausnahme Teleobjektive mit Brennweiten >135mm) meist nicht ausreicht. Auch ist das Bokeh bei günstigen Objektiven eher unruhig oder zeigt Katzenaugen-Effekte. Aber auch hierbei kommt es immer darauf an, was du willst: Produktfotografie benötigt kein ausgeprägtes Bokeh – das lenkt vom Produkt und dessen Präsentation unnötig ab. In der Portraitfotografie ist das Bokeh das Salz in der Suppe.

Fazit
Du brauchst nicht automatisch teures High-End-Equipment, um professionell zu arbeiten. Aber du brauchst verlässliches, sauberes und lichtstarkes Equipment. Das kostet etwas, aber nicht zwingend Premiumpreise.

©2025 Jürgen Pagel

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