Zwischenzeit

Jürgen Pagel

Zwischen Weihnachten und Neujahr

Die weihnachtliche Völlerei hat ein Ende, das neue Jahr steht bevor. Da macht es doch durchaus Sinn, sich mit ein paar No Go's für Fotografen zu befassen.

No Go's
Das sind ein paar Dinge, die tut man einfach nicht. Die gehören sich nicht. Sie sind unanständig und wenig geschäftstüchtig, meist auch vom Sinn befreit. Natürlich kann das letztendlich jeder Fotograf handhaben, wie er will. Bei dem einen oder anderen Thema jedoch schädigt das durchaus den Ruf einer ganzen Fotografenschaft und hinterlässt bei potentiellen Kunden:innen einen faden Beigeschmack.

1. Das Verwenden von Wasserzeichen. Diese sogenannten Wasserzeichen sieht man relativ häufig - v.a. bei Amateur- und Hobbyfotografen. Es erfüllt nicht wirklich irgendeinen Zweck. Ein Wasserzeichen schützt nicht vor geistigem Diebstahl. Es zerstört den Charakter des Bildes, weil der Betrachter als Erstes auf das Wasserzeichen schaut und nicht auf den Bildausdruck. Bei Malern mag das durchaus angebracht sein, ist dann in der Regel jedoch auch so unscheinbar, das es erst auf den zweiten oder dritten Blick auffällt. Wer es unbedingt mag, soll es machen. Aber zwingend notwendig ist es nicht.

2. Das Urheberrecht hergeben. Das ist schon fast grober Unfug. Man kann temporär im Rahmen eines Angebotes die Nutzungsrechte vertraglich variieren, aber das Urheberrecht, das Recht am eigenen Bild, bleibt immer beim Fotografen und der bestimmt auch, was mit seinem Bild bzw. dem Bild des Kunden gemacht wird. Deswegen gelten die jeweiligen AGB bzw. der Honorarvertrag, in dem solche wesentlichen Dinge geregelt sind. Unsere AGB findest Du übrigens als Download hier.

3. Keine klaren Regeln. Verträge kann man natürlich mündlich schließen, deren Wortlaut jedoch im Falle von Streitigkeiten schwer zu beweisen ist. Deswegen ist die Schriftform besser geeignet. Das müssen ja keine 25 Seiten sein. Es geht sicher deutlich kürzer. Beispiel ist ein TFP (Time for Print) Vertrag mit Models - eine DIN A4-Seite und gut ist. Aber regeln sind wichtig. Wer vor dem Shooting keine klaren Regeln formuliert, muss sich hinterher nicht wundern, wenn es Ärger gibt.

4. Ungefragt jemanden Fotografieren. Direkt in's Gesicht. Bähmmm. Zack. Am Besten noch mit Blitz. Ich glaube nicht, dass das irgendjemand toll findet. Auch nicht unter dem Deckmantel der Streetphotography. Die Wenigsten möchten ihr Konterfei in Facebook sehen oder womöglich noch darauf angesprochen werden, ohne das sie wussten, dass sie abgelichtet wurden. Selbstverständlich sind Reportagen oder Dokumentationen davon ausgenommen. Frage einfach zuvor. Gebe demjenigen eine Chance, sich in's rechte Licht zu rücken und helfe ihm dabei. Jeder hat es verdient, das er bestmöglich ausschaut. Wohlgemerkt, es geht hierbei um das ungefragte, spontane Fotografieren, nicht um eine Fotoserie von ungeschminkten Theaterschauspielerinnen vor ihrem ersten Auftritt. Die hast Du ja vorher gefragt. Hoffentlich.

5. Stören. Stell Dir, vor in der Kirche ist es mucksmäuschenstill. Und dann klick, klick, klick, klick, klick, klick. Und der Zoom sssssssss. Und der Fokus bsbsbsbsbsbs - der pumpt wie verrückt, weil er das Motiv nicht findet. Ein absolutes No Go. Gleiches gilt übrigens für die Verwendung von zuvor nicht abgesprochenem Blitzlicht. Verhalte Dich wie die Fliege an der Wand. Man sieht Dich nicht. Man hört Dich nicht. Und trotzdem gibt das geile Fotografien. So soll es sein. Übrigens kann man die meisten spiegellosen Kameras auf absolut lautlos stellen.

6. Schlabberjeans und Baseball-Cap. Du musst Dich nicht verstellen. Wenn Du keinen Anzug magst, dann ziehe keinen an. Man wird Dir schnell anmerken, dass Du so etwas nicht gerne trägst. Außerdem musst Du Dich bei Shootings bewegen können und das ist bei den meisten Anzügen wirklich schwierig. Authentisch bleiben. Saubere Jeans, ein frisches - dem Anlass entsprechendes - Hemd oder Bluse, saubere Schuhe und gut riechend. Das hinterlässt einen guten Eindruck. Und wenn es irgend geht, verzichte auf die Zigarette, kurz bevor es losgeht. Kaum jemand mag den Duft des kalten Rauches einer gerade bis zum Filter gerauchten Malboro.

7. Ungefragte Bildkritik. Boah, wie das nervt. Sehr beliebt in den Foren auf Facebook. Wenn jemand nicht nach Optionen der Optimierung fragt, dann lass das Bild einfach, wie es ist. Vielleicht hat sich der- oder diejenige etwas dabei gedacht. Ziemlich sicher sogar. Wenn Dir das Bild nicht gefällt, dann scroll einfach weiter und verkneife Dir jedweden Kommentar. Etwas anderes ist es natürlich, wenn jemand explizit nach Deiner Meinung fragt. Dann kannst Du ihm die Kritik konstruktiv um die Ohren hauen. Er muss schließlich auch mit schlechter Kritik umgehen können - sonst muss er sein Bild nicht posten.

Zu guter Letzt Punkt 8. Anderen die eigenen "Wahrheiten" verkaufen. Es gibt nicht DIE Wahrheit. Es gibt Meinungen, Ansichten, unterschiedliche Denk- und Herangehensweisen. Wer will beurteilen, ob das richtig oder falsch ist? Tipps sind ok. Gerne. YouTube ist voll davon. Aber letztendlich mag das jeder so halten, wie der, der das Dach deckt. Nichts ist 100% richtig und nichts ist 100% falsch. En bisschen mehr Toleranz und Freidenken würde uns allen - glaube ich - ganz gut tun.

Upps, fast vergessen! Punkt 9. DON'T WORK WITH ASSHOLES. Nimm keine Aufträge von nervigen Leuten an. Das gibt nur Ärger. Arbeite nicht mit Kollegen:innen zusammen, die bei ihrem Erscheinen schon nach Ungemach riechen. Das hast Du nicht nötig. Lieber keinen Auftrag, als so einen, bei dem Du am Ende Deinem Geld hinterher läufst.

© Jürgen Pagel 2021 LICHTWERK.DESIGN

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