Neues aus der Welt der Mythen

Jürgen Pagel

Neues aus der Welt der Mythen

Diesmal geht es um die Aussagen, die häufig als Lösung für das „richtige“ Fotografieren oder für Krisensituationen verkauft werden.
Eine kritische Betrachtung tut Not und jeder, der sich in einer fotografischen Krise befindet, sollte sich bewusst sein, dass Phrasen schnell gedroschen sind und meist dazu dienen, schnelle, universelle und dennoch selten funktionierende Lösungen zu verkaufen. Deswegen beachtet bitte, dass ich keine Tipps geben möchte, was richtig oder falsch ist. Es ist stets eine individuelle Betrachtung erforderlich, um Ratschläge zu geben und die eigenen Erfahrungen müssen nicht zu dem passen, was Du im Besonderen erwartest.

1. „Sei einfach Du selbst, dann wirst Du langfristig erfolgreich sein!“

Wer bin ich denn überhaupt? Bin ich unbeeinflussbar? Unterliege ich mit meiner Denkweise und meinen Handlungen nicht auch Trends? Ist es falsch, dass zu machen, was meine Kunden wollen?
Muss ich im Privaten genauso sein und mich genauso verhalten, wie ich mich im Geschäftsleben verhalte? Habe ich nicht das Recht auf ein Privatleben? An was werde ich gemessen werden?

2. „Du musst einfach nur verkaufen lernen!“

Das ist alles? Wenn das so einfach ist, wieso funktioniert das bei so vielen nicht? Was ist mit Deinem eigenen Stil? Was ist mit den Vorstellungen Deiner Kunden? Wäre es nicht großartig, wenn Du eine Homepage hättest, die von selbst verkauft? Ohne dass Du ein Verkaufsgespräch führen müsstest? Was ist mit individuellen Angeboten, die maßgeschneidert für Deine Kunden sind? Verkaufen ist definitiv nicht alles.

3. „Finde Deinen Stil!“

Das ist sicher eine der am meisten zu lesenden Phrasen. Finde Deinen Stil. Ja, liegt den der auf der Straße? Kann man den nicht einfach von anderen kopieren und sein Eigen nennen? Wo findet man den?
Wenn es etwas gibt, dass langwierig erarbeitet werden muss, dann ist es der Stil. Den findet man nicht, sondern der kommt ganz von selbst. Aber meist erst nach Jahren des Fotografierens und nach mehreren zehntausend Bildern.

4. „Du musst nur Deine Preise erhöhen und schon bekommst Du die passende Klientel!“

Unsinn. Wenn das so einfach wäre, dann gäbe es keine erfolglosen Fotografen. Dann hätten alle Fotografen ein gutes Auskommen und niemand müsste sich Gedanken darüber machen, wie sich die Auftragssituation optimieren ließe. Einfach die Preise erhöhen und Schwupps, schon rennen Dir die Kunden die Türe ein. Das soll alles sein?
Nein, so funktioniert das nicht. Einem Preis steht immer die Nachfrage oder der Markt gegenüber. Preise müssen kalkuliert werden und die Faktoren, die es dabei zu beachten gilt, sind vielfältig. Nicht in jeder Region kannst Du hochpreisig arbeiten.

5. „Netzwerken ist alles!“

Wieder Unsinn. Viele sehr gute Fotografen haben kein Netzwerk, sind nicht öffentlich präsent und auch nicht in den sozialen Medien vertreten. Dagegen fluten schlechte bis mittelmäßige Fotografen die sozialen Netzwerke. Du musst auch nicht auf jedes Event gehen oder auf jeder Messe zugegen sein. Leider ist es dort oftmals so, dass sich die Kollegen bereits seit Jahren kennen und es ist ausgesprochen schwierig, wenn Du nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzt und ein extrovertierter Typ bist, Anschluss zu finden oder Kontakte zu knüpfen. Machen wir uns nichts vor: die meisten verstehen unter Netzwerken „Du gibst mir und ich gebe Dir nichts“. 

6. „Du musst nur Deine Nische finden, dann läuft alles wie von selbst!“

Gerade zu Beginn der Karriere ein schlechter Tipp. Was ist die Nische? Wo findest Du sie? Wie zeichnet sie sich ab? Zum Start bzw. in den ersten Jahren ist es ohne jeden Zweifel sinnvoll, ein breiteres Angebot zu haben, um eine möglichst große Klientel abdecken zu können. Zu einem späteren Zeitpunkt darf dann gerne eine Spezialisierung erfolgen, um erstens Deine Vorlieben ausleben zu können und zweitens einem bereits vorhandenen Kundenstamm gerecht zu werden. Dann darfst Du gerne auf den Bauchladen verzichten.

Viel Erfolg beim kritischen Nachdenken und beim Hinterfragen! Teile mir gerne Deine Erfahrungen und Gedanken in den Kommentaren mit!

© Jürgen Pagel 2025

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