Viele Wege führen nach Rom ...

Jürgen Pagel

... aber nur ein Weg ist der Richtige?! Falsch!

Zunächst einmal: Glaube nicht alles, was Du liest, siehst oder hörst - das gilt übrigens auch für meine Beiträge. Hinterfrage stets, prüfe kritisch und bleibe offen für andere Lösungen. Denn es gibt definitiv nicht den EINEN Weg - das kann ich Dir mit meiner Lebens- und Berufserfahrung garantieren. Die aktuelle Situation in und während der Pandemie bestätigt das einmal mehr.

Worum geht es?
Es gibt eine Vielzahl an Tutorials, Workshops und mehr oder weniger guten Coachings. Und das ist gut so. So hast Du die freie Wahl. Das ist mühselig, ich weiß, denn Du musst Dir eigentlich alles anschauen, um beurteilen zu können, was richtig oder falsch, gut oder schlecht ist. Die Zeit hat im Grunde niemand. Ich nicht und Du nicht.
Deswegen begebe ich mich immer wieder auf die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner und ich glaube ihn gefunden zu haben. So lass' uns das Ganze auf 5 Tipps beschränken, die Dir weiterhelfen, bessere Bilder zu machen.

5 Schritte für bessere Fotos
Vielfach liest und siehst Du Tipps wie "mit diesen Einstellungen machst Du bessere Fotos" oder "die Sony ist viel besser als die Canon", "Fujifilm verkauft mehr Kameras als Sony, deswegen sind das die besseren Kameras". "Wenn Du Dir dieses Objektiv kaufst, wird alles besser" kommt auch immer wieder vor.
Ist das so? Mitnichten. Die Technik moderner Kameras wird immer besser. Alleine Sony wird dieses Jahr mindestens drei neue Kameras herausbringen und suggeriert Dir damit, dass Deine "Alte" nichts mehr taugt und Du jetzt 4.000, 5.000 und mehr Euro ausgeben musst, damit Deine Bilder noch besser werden. In Wirklichkeit werden Soft- und Hardware nur geringfügig - wenn überhaupt - verändert, was selten signifikante Vorteile gegenüber Deinem bisher verwendeten Modell ergibt.

Gleiches gilt übrigens auch für Objektive. Ein 15-150mm Objektiv ersetzt eben nicht drei oder vier Festbrennweiten. Ein 35mm f/1.2 werde ich immer einem Zoom-Objektiv vorziehen, dass bei 35mm eben "nur" eine Blende von 2.8 bietet. Eine 135mm f/2.8 Festbrennweite werde ich stets einem 135mm Zoom vorziehen, dass dann "nur" noch eine Blende von f/4.5 erlaubt. Und einen Sinn würde das Ganze nur dann ergeben, wenn man alle Festbrennweiten verkauft, weil die nun alle durch ein Objektiv abgedeckt werden. Aber das macht auch wieder niemand. Somit hast Du ein Objektiv mehr in Deiner Sammlung, das Du wahrscheinlich nicht nutzt.
Die Hersteller machen alles richtig. Sie suggerieren einen Bedarf, wo keiner ist. Und verdienen damit gutes Geld. Das ist vollkommen legitim. Nur der User muss sehr intensiv darüber nachdenken, was und wofür er sein Geld auszugeben bereit ist.


Aber um einen Punkt kommst Du nicht herum: DU MUSST DAS FOTOGRAFIEREN WOLLEN. Wenn Du keine Lust darauf hast, ist jeder Cent "Perlen vor die Säue geworfen".

ERSTENS. DU BRAUCHST KEINE (NEUE) KAMERA!
Denn das Entscheidende befindet sich hinter der Kamera. Die beste Kamera nutzt Dir nichts, wenn Dein Mindsetting nicht stimmt. Du bist der Creator, Du bist der Auslöser, Du bist das Objektiv. Um fotografisch zu sehen, brauchst Du keine Kamera.
Was Du wirklich brauchst, ist ein
"Warum"! Warum fotografierst Du? Was ist Dein Ziel dabei? Welche Gedanken beschäftigen Dich beim Fotografieren? Diese Fragen MUSST Du Dir beantworten, bevor Du zum zweiten Punkt kommst.


ZWEITENS. DAS BEHERRSCHEN DER TECHNIK SOWIE DIE TECHNIK SELBST IST DER MIT ABSTAND KLEINSTE TEIL DER FOTOGRAFIE (UND DEINES PROBLEMS)!

Es gibt lediglich drei Punkte, die Du beherrschen und mit denen Du Dich auseinandersetzen solltest:

Das Belichtungsdreieck

Blende, Belichtungsdreieck und ISO. Das ist so alt, wie die Fotografie selbst und die Basis für richtig belichtete Bilder.

Das Objektiv
Brennweite und Blende sind zwei Begriffe, die Dir geläufig sein sollten. Große Brennweite = kleiner Bildausschnitt, kleine Brennweite = großer Bildausschnitt. Große Blende/ kleine Blendenzahl = geringer Schärfentiefebereich/ viel Bokeh, kleine Blende/ große Blendenzahl = großer Schärfentiefebereich/ wenig bis kein Bokeh.
Der Weißabgleich

Richtige Farben im Bild, Zusammenspiel der Farben, Farbstimmung, Bildstimmung, warm und kalt.


DRITTENS. LICHT, LICHT UND NOCHMALS LICHT!
Fotografieren ist
"Malen mit Licht". Kleines Licht = hartes Licht. Scharfe, starke Schatten. Großes Licht = weiches Licht. Weiche und weitläufigere Schatten. Ok, das ist ganz Stark vereinfacht, aber die Lichtwirkung insgesamt ist phänomenal und die Basis wirklich guter Bilder. Und das lässt sich auch in der Bildbearbeitung nur in begrenztem Umfang korrigieren. Du kannst keine Licht irgendwo beliebig "hinzaubern", wo zuvor keines war. Zu hell = ausgebrannt und unrettbar verloren. Zu dunkel = das kannst Du "retten". Ein schlechtes Ausgangsmaterial lässt sich auch in einer noch so guten Bildbearbeitung nicht zu einem Meisterwerk gestalten.

VIERTENS. FERTIGE FOTOS KOMMEN (NIEMALS) AUS DER KAMERA.

Falsch! Selbst zu den Anfängen der analogen Fotografie wurden Bilder entwickelt, bearbeitet. Seltenst war ein Negativ dabei, dass ohne Bildbearbeitung den Zugang in die großen Zeitschriften und Bücher dieser Welt gefunden hat. Verschiedenste Chemie und unterschiedliche Entwicklungszeiten holten das Letzte aus einem Negativ heraus und machten banale Bilder zu Meisterwerken - sofern sie mit der Belichtung nicht vollkommen daneben lagen (siehe Belichtungsdreieck). Auch heute ist die Bildbearbeitung der finale Schritt zu einem guten Bild. Was nicht bedeutet, dass auch JPEG out of cam nicht auch einen gewissen Reiz hat. Kenntnisse in der Bildbearbeitung sind jedoch keineswegs obsolet, sondern stellen einen entscheidenden Schritt zu einem Bild dar - so wird aus einem guten Foto eine herausragende Fotografie.

FÜNFTENS. AN DER RICHTIGEN STELLE INVESTIEREN.

Das ist deutlich leichter gesagt, als getan. Zu groß ist der Drang zu "professionellem" Equipment, um professionelle Bilder zu machen - siehe Marketing-Strategien der Kamera- und Objektivhersteller. Investiere lieber in einen Workshop, sofern Du mit den Grundzügen der Fotografie vertraut bis oder in ein individuelles Coaching, wenn Du schon länger fotografierst, jedoch in einer kreativen Zwangspause steckst und nicht so richtig weiterkommst. Und vor allem investiere in die 30 cm hinter der Kamera.

FAZIT

Der alte Weg - Du brauchst diese und jene Ausrüstung, Du musst manuell fotografieren, Du musst Bücher lesen und Tutorials schauen, Du musst Dir Bilder anderer und von Helmut Newton und Henri Bresson anschauen, du musst 10%ig vertraut mit der Technik sein.
Der neue Weg - Du brauchst keine (neue) Kamera, Du solltest fotografieren und nicht nur Bücher lesen, beschäftige Dich intensiv mit Licht, lerne Bildbearbeitung und investiere nicht in Ausrüstung, bevor Du anfängst, gute Fotos zu machen. Do it!

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