Lomography - was ist das?

Jürgen Pagel

Was ist Lomography?

Dieser Blog-Beitrag wird laufend aktualisiert und um Bilder ergänzt. Willst Du also wissen, wie Lomography aussieht, dann schau' immer wieder vorbei!

Es handelt sich nicht um das Fotografieren mit Licht, wie man anhand des Begriffs vermuten könnte. Der Begriff "Lomografie" setzt sich als Kofferwort aus dem Markennamen der sowjetischen Kamera Lomo LC-A und dem Begriff Fotografie zusammen.

Geschichte der Lomography
Wikipedia schreibt dazu: „Lomografie ist eine künstlerische Praxis, die sich der kreativen und experimentellen Schnappschussfotografie verschrieben hat. Die Lomografie wird vor allem mit den Kameras und Filmen von Lomography in Verbindung gebracht. Allerdings werden auch oft andere Kameras mit dem Begriff assoziiert, wie beispielsweise die aus Hongkong stammende Holga. Charakteristisch für die Lomografie sind unscharfe Fotos. 

Der Begriff Lomografie setzt sich aus dem Markennamen der sowjetischen Kamera Lomo LC-A und dem Begriff Fotografie zusammen. Obwohl sie die einzige Sucherkamera mit Innenlichtmessung war, die erhältlich war, waren diese seit 1983 produzierten Kameras in den Ländern des Ostblocks wegen Unzuverlässigkeit und schlechter Bildqualität nicht sonderlich beliebt. Jedoch sind bei der Lomographie genau diese technischen Mängel ausdrücklich erwünscht.
„Die Lomographie wurde an einem sonnigen Morgen in St. Petersburg im Jahr 1982 ins Leben gerufen. Zwei Herren untersuchten eine schicke kleine japanische Kompaktkamera mit dem Namen Cosina CX-2 und gaben den Auftrag, eine verbesserte Kopie in Massenproduktion für alle Sowjetischen Bürger herzustellen. Die Lomo LC-A war eigentlich eine recht dreiste Kopie der Cosina. Es war das Potential ihrer scharfen Linse, die extreme Lichtempfindlichkeit und ihr robuster Körper, die den UdSSR-Verteidigungsminister und den Direktor der LOMO-Fabrik überzeugte. 

1991 entdeckte eine Gruppe Wiener Studenten in Prag eine kleine Kamera aus sowjetischer Produktion, die Lomo LC-A. Nach der Wende fiel die Nachfrage nach den Lomos ins Bodenlose, die Studenten nahmen Kontakt zum damaligen St. Petersburger Vizebürgermeister Wladimir Putin auf, um das Exklusivvermarktungsrecht zu erhalten. Die Studenten überredeten den russischen Staat, ihnen die gesamte Produktion der Lomo zu überlassen und gründeten das Unternehmen Lomography. 
Durch die billige Bauweise der Kamera entstanden Effekte wie eine starke Vignettierung und auch eine gewisse Unschärfe, die rasch erste Anhänger und Fans fanden. Die Studenten begannen damit, immer mehr Kameras aus dem ehemaligen Ostblock nach Österreich zu bringen, um sie dort zu verkaufen. 1992 wurde die Lomographic Society International geschaffen, unter deren Namen später die „10 Goldenen Regeln der Lomografie“, eine Art Leitfaden, wie man lomografische Bilder erstellen soll, veröffentlicht. Zu diesen zählen etwa, dass man die Kamera immer bei sich tragen sollte, einfach drauflos oder aus der Hüfte fotografieren soll. 1992 begann man auch damit, die ersten Ausstellungen von Lomografien abzuhalten. 
„Abgeleitet wurde der Begriff [Lomographie] von der Ostblock-Fotokamera Lomo, einem rudimentären Gerät, das rudimentäre Bilder schießt. Während sich in den 90er-Jahren um die digitale Fotografie ein globaler Megatrend formte, der fehlerfreies und pausenloses Fotografieren ermöglichte, traten Kreative auf die Bremse und kehrten zu rustikalen Kameras zurück. Lomographen ziehen automatischer Bildverbesserung das Wackelige vor. Aus der radikalen Opposition entstand ein Geschäftsfeld, für das stets neue Produkte entstehen.“
Paolo Tumminelli (Designprofessor an der FH Köln): Handelsblatt print: Nr. 223 vom 18. Nov. 2009, Seite 60

Kurz: Lomographie ist eine Form des unperfekten Fotografierens.

Die Kameras, die für Lomography verwendet werden, verfügen bewusst nur über rudimentäre Einstellungen. Die Wahl zwischen zwei Blenden, zum Beispiel für Fotografien bei sonnigem Wetter und bei bewölktem Wetter, sowie die Fokussierung mittels Zonensystem, wie zum Beispiel bei der Lomo LC-A: 0,8 m, 1,5 m, 3 m und unendlich, sind bewährte Techniken, die einzigartige und kreative Ergebnisse liefern.

Es gibt drei Filmformate: Mittelformat, Kleinbild und Pocketfilm.
Lomography bietet auch Rückwände und Kameras an, die speziell für den Fujifilm-Instax-Sofortbildfilm entwickelt wurden. Mit diesen Kameras können die Effekte einer Diana F auch auf Sofortbildfilm festgehalten werden.

Kritik
Wie bei vielen Kunstformen gibt es auch an der Lomografie Kritik. Die Lomografien gelten allgemeinhin als schlechte Schnappschüsse ohne jeglichen künstlerischen Gehalt. Allerdings ist diese Kritik unbegründet, da die Lomografie eine einzigartige und kreative Art der Fotografie ist, die eine große Fangemeinde hat. Die Hersteller von Lomography-Kameras bieten eine breite Palette von Kameras an, die für jeden Geldbeutel geeignet sind und eine hohe Qualität bieten. Die von Lomography leicht veränderte und nun in China hergestellte Lomo LC-A+ wird für etwa den zehnfachen Preis verkauft, den die Gründer von Lomography damals in Prag bezahlt haben dürften. 
Bei der Lomography wird oftmals suggeriert, das Fotografieren eine einfache Sache ist und man nur ein paar Schnappschüsse machen muss, um großartige Bilder entstehen zu lassen. Tatsächlich bedarf es jedoch Übung und Erfahrung, um großartige Fotografien zu machen. Für eine erfolgreiche Anwendung ist ein fundiertes Wissen über die Funktionsweise der Kamera und ihre Grenzen unerlässlich. Besonders bei Kameras mit fester Blende und Belichtungszeit besteht die Gefahr von Über- oder Unterbelichtung der Fotos.

Regeln für die Lomography, die eigentlich gar keine Regeln sind
1. Nimm Deine Kamera überall mit!
Lomography soll bewusst nicht geplant sein. Du kannst nie wissen, wann sich die Gelegenheit für einen Schappschuss ergibt.

2. Setze sie zu jeder Tages- und Nachtzeit ein!
Jeder Moment ist so bedeutsam, als dass es sich lohnt, ihn festzuhalten. Egal welches Wetter, welche Tageszeit.

3. Lomography ist integraler Bestandteil Deines Alltags!
Du hältst Gefühle fest. Erinnerungen und Erlebnissen wird in Bilder Ausdruck verliehen.

4. Fotografiere oftmals aus der Hüfte!
Geh nah ran. Erfasse jeden Moment. Bilder, die durch einen Blick durch den Sucher entstehen, haben alle die gleiche Perspektive. Bei der Lomography ist genau das nicht gewünscht. Das Ergebnis muss nicht perfekt sein. Je spontaner, umso besser.

5. Nähere Dich den Motiven so weit wie möglich!
Verstecke Dich nicht hinter Deiner Kamera. Gehe mitten hinein iin das Leben. So kommt es zur Kommunikation, die das wahre Leben zeigt.

6. Denke nicht nach!
Schalte den Verstand aus und handle intuitiv. Die besten Aufnahmen werden nicht die sein, die Du zuvor sorgfältig geplant hast. Genau das ist der Sinn eines Schnappschusses.

7. Über Dich in Schnelligkeit!
Das Leben zieht schnell an Dir vorbei. Jeder Moment kann einzigartig sein.

8. Vergiss die Regeln!
Bleib‘ Dir treu und lass‘ Dich von Regeln und Vorschriften nicht abhalten. So entwickelst Du Deinen eigenen Stil.

Fazit
Die Lomography ist vor allem eines: Ein Trend. Du musst Dir dafür nicht extra eine neue Kamera kaufen. Filmsimulationen, wie sie bei den Fujifilm-Kameras zur Anwendung kommen, sind ideal dafür. Aber auch mit anderen Kameras kannst Du kreative Filter einsetzen.
Und nimm‘ weder Dich noch die Fotografie zu ernst. Lomography ist sicher nicht das Non-Plus-Ultra, aber sie kann Urlaub von der sonst limitierten Form der Fotografie sein. Sie befreit Dich nicht von der Kenntnis der klassischen Regelwerke der Fotografie – ein häufiger Irrtum. Sie ermöglicht Dir eine andere Form der Fotografie, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Am besten wirkt die Lomography in Collagen, in Bildserien. Und sie ist eine Möglichkeit, wieder Spaß an der Fotografie zu finden – sollte Dir dieser Spaß zwischenzeitlich abhanden gekommen sein.

©2024 Jürgen Pagel

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